Das Verkosten des Weins ist, technisch betrachtet, ein nüchterner Vorgang. Es geht darum, Aussehen, Duft, und Geschmack des Wein zu analysieren und danach zu einem Gesamturteil über den Wein zu kommen.
Für den Geniesser ist Weinverkosten etwas ganz anderes. Er will nicht analysieren sondern er will sich vom Wein forttragen, sich in seine Geheimnisse einweihen lassen. Für ihn beginnt der Genuss mit dem Leuchten der Farbe und dem Anblick der Schlieren, die am Glasrand herablaufen und endet lange, nachdem der Wein durch den Hals gelaufen ist. «Wer geniessen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet Geheimnisse», formuliert der spanische Maler Salvador Dali. Natürlich ist auch der Kopf am Weingenuss beteiligt. Das Wissen um die Herkunft des Weins, die Kenntnis der Besonderheiten eines Jahrgangs, die Fähigkeit, komplexe Geschmackseindrücke aus der Erinnerung mit anderen Eindrücken zu vergleichen- all das gehört zu einer lustvollen und intelligenten Weinverkostung dazu.» Im Wein geht ein Stück von der Seele des Landes, aus dem er kommt, auf den über, der ihn trinkt», sagte einmal der verstorbene italienische Winzer Giacomo Bologna.
behandelt sein soll, ist das gar nicht einfach. Denn zwischen Abfüllung und Genuss liegen meist mehrere Monate, oft Jahre und in dieser Zeit ändert er sich beständig.
Durch Wärme- und Kälteeinfluss, durch Kontakt mit Sauerstoff, durch chemische Reaktionen in ihm selbst. Er ist zwar kein lebendiges Produkt, wie immer wieder behauptet wird, wohl aber ein höchst empfindliches. Deshalb ist es wichtig, Wein richtig zu lagern und richtig zu servieren. Ihn aus einem ungeeigneten Glas zu trinken bedeutet, die Feinheiten zu verschenken, um die der Winzer gekämpft und die Kellermeister sich bemüht hat zu erhalten. Ohne Wissen um die rechte Behandlung von Wein kann sich beim Weintrinker jedenfalls kaum ein Gefühl für die Qualität feiner Weine entwickeln.